Die Ikone (von griechisch εικόν, „Bild“, „Abbild“; ist das Kultbild der Ostkirchen, besonders der orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus. Ikonen sind kirchlich geweihte Bilder und haben für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen eine sehr große Bedeutung. Der Zweck der Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten zu sein, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott. Ikonen werden in der orthodoxen Kirche weder als Kunstgegenstände noch als Dekoration angesehen, sondern sind für uns heilig.

Zum Selbstverständnis der Orthodoxie gehört die Verehrung der heiligen Bilder (lkonen), das Bekenntnis zur Möglichkeit der Darstellung Jesu Christi, seiner Heilstaten, der Gottesmutter, der Engel und der Heiligen. Zu dieser Verehrung hat sich die orthodoxe Kirche gegen schwerwiegende Einwände der Bilderfeinde in der Epoche des Bilderstreites (726-843) durchgerungen. Wichtig anzumerken ist jedenfalls, dass Ikonen nicht angebetet werden! Lediglich verehrt werden die darauf Abgebildeten und unsere Verehrung geht vom geweihten Abbild auf das Urbild hinüber. Mit den Worten des Hl. Nikolaj v. Serbien können wir festhalten: Wir beten nichts und niemanden außer der Heiligen Dreiheit in der Einheit an – den EINEN GOTT! Das Bilderverbot galt für den Alten Bund. Da sich aber Gott in Jesus Christus, dem Abbild des Vaters, offenbart hat, ist dieses Verbot für den Neuen Bund aufgehoben worden. Das Bild wird so zum Bekenntnis der Anwesenheit Gottes in der Geschichte. Dem stimmt auch die Kirche des Westens zu. Der theologische Begriff der lkone wird in der Orthodoxie nicht auf die Holz- oder Wandmalerei im engeren Sinne eingeschränkt. Er umfasst auch, obwohl die Wandmalerei und die bewegbaren Trageikonen ihre beiden wichtigsten Erscheinungsformen sind, alle anderen bildlichen Darstellungen heiliger Personen und Ereignisse.

Eine weitere Einschränkung ist für das Bild in der Orthodoxie wesentlich: Die Darstellung soll an die Tradition gebunden sein, überlieferten Vorlagen folgen. Der künstlerische Spielraum ist zwar vorhanden, muss sich aber formal ganz dem Zweck des Bildes, nämlich Abbild und Symbol zu sein, unterordnen. Der Künstler muss das Urbild bzw. die Urereignisse, wie sie in der Heiligen Schrift beschrieben werden und in der Tradition vorgegeben sind, nachbilden. In diesen Zusammenhang gehören auch die von der Tradition »Acheiropoietoi« genannten, d. h. durch Wunder entstandenen Bilder. Sie verbürgen die Authentizität der überlieferten Darstellungen.

In diesen Einschränkungen kommt der dienende Charakter der Fresken- und lkonenmalerei und der übrigen auf die Kirche bezogenen Künste zum Ausdruck. Dies wird noch deutlicher durch die traditionellen Anweisungen für die Maler: Sie sollen ihre Arbeit mit Fasten und Gebet vorbereiten und ein dem darzustellenden Gegenstand angemessenes, gottwohlgefälliges Leben führen. Die Kirche weiht die Bilder, die sowohl für den Kirchenraum als auch für das Haus gemalt werden, durch Gebet, Weihrauch und gelegentlich auch durch Salbung. Es gibt auch den Brauch, eine neugemalte lkone vor dem Aufstellen und der Verehrung im Hause einige Zeit unter dem Altar einer Kirche aufzubewahren und dadurch zum Kultgegenstand zu machen.